Bruxismus und mögliche Folgen
bruxen.com :: Der Bruxismus und mögliche Folgen – Was sind die Ursachen? Bildquelle: ©GZFA
> Warnsignale für das Zähneknirschen
Warnsignale bei Zähneknirschen
Kennen Sie das?
- morgendliche Schmerzen und Verspannungen im Gesicht, an Kopf, Nacken oder Schultern?
-
Kieferknacken?
- abgeriebene Zähne an Schneidekanten und Kauflächen, manchmal mehrere
Millimeter Verlust an Zahnsubstanz?
- Risse im Zahnschmelz?
- Zahnfleischbluten?
-
allmähliche Lockerung der Zähne?
Dies sind typische Warnsignale bei Menschen, die mit großem Druck mit den Zähnen knirschen. Während
sie schlafen und die Schutzreflexe des Bewusstseins ruhen, reiben und mahlen ihre Zähne mit einem
Druck im Kauzentrum von bis zu 400-800 N.
Das hinterlässt Schäden an Zähnen, Kiefergelenken und
Kaumuskulatur. Selbst der Zahnschmelz gibt da seine Widerstandsfähigkeit auf. Dabei ist er die
härteste Substanz im Körper mit Schutzfunktion für das innen liegende Zahnbein.
Die Zahnmedizin
nennt diesen Prozess Bruxismus, nach dem griechischen Wort „brygmos“ für Knirschen.
Neben dem nächtlichen Bruxismus gibt es auch noch einen „Tag-Bruxismus“, wenn auch tagsüber - meist unbewusst - die Zähne fest aufeinandergepresst werden.
Es ist wichtig, den Warnsignalen frühzeitig Aufmerksamkeit zu schenken.
Warum?
Viele "Knirscher" empfinden erst dann Schmerzen, wenn die Zähne schon
weit abgerieben sind oder suchen erst dann einen Zahnarzt auf, wenn körperliche Beschwerden durch
ein geschädigtes Kausystem auftreten. Eine rechtzeitig eingeleitete Therapie kann das verhindern.
Was sind die Ursachen?
Wenn die Zähne des Oberkiefers auf denen des Unterkiefers ruhen, spricht man von einer Schlussbissstellung oder Okklusion (von lat. occludere – verschließen).
Der Körper ist irritiert, wenn eine zu hohe Füllung oder Krone oder auch ein nicht perfekt
angepasstes Zahnimplantat diese Okklusion und damit die harmonischen Zahnkontakte
stören. Er hält mit dem Knirschprozess dagegen: Das störende Hindernis wird um jeden Preis passend
eingeschliffen, um den harmonischen Kontakt wiederherzustellen. Dieser Anpassungs- oder
Kompensationsmechanismus geht nachvollziehbarerweise zu Lasten des Kausystems und
hat
Auswirkungen auf die Stellung der Kiefergelenke und die Kaumuskulatur. Die Kiefergelenke
geraten aus ihrer physiologischen zentrischen Position, die am Kausystem beteiligen Muskeln
reagieren mit massiver Verspannung und Verkrampfung.
Diese Verspannungen können sich über neuromuskuläre Mechanismen über die Halswirbelsäule weiter im Körper ausbreiten.
Auch in umgekehrter Richtung ist dies möglich: So wirken Haltungsschäden wie ein Beckenschiefstand weiter auf die Wirbelsäule. Deren Muskeln sind über viele Funktionsketten mit jenen des Kausystems verbunden. Die Muskulatur trägt also Probleme weiter bis zu den Kiefergelenken und damit zum Biss.
Eine psychologische Sichtweise erklärt das Zähneknirschen auch mit seelischem Druck und Stress - zu Recht. Denn häufig „beißt man sich durch“ oder „beißt sich die Zähne aus“. Manche Forscher weisen darauf hin, dass "Knirscher" verzögert auf Stressmomente reagieren, nämlich dann bevorzugt nachts, wenn die Schutzreflexe des Bewusstseins nicht greifen.
Auch genetische Ursachen sind Teil der Diskussion. Wissenschaftliche Belege dafür existieren bislang
allerdings noch nicht.
Wer ist betroffen?
Zähneknirschen ist weit verbreitet. In Deutschland geht man von mindestens 30 Prozent der Bevölkerung aus. Zum größten Teil sind es Frauen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren.
Dazu gibt es verschiedene Erklärungsversuche: Manche Forscher führen das auf Besonderheiten des weiblichen Bindegewebes zurück. Andere wiederum verweisen auf typische Stresssituationen in dieser Altersgruppe, wie etwa die Doppelbelastung durch Familie und Beruf.
Anders liegt der Fall, wenn Kinder mit den Zähnen knirschen. Mit dem Wechsel zu den zweiten Zähnen schleift sich das natürliche Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer ein. Kaumuster werden geprägt, um die perfekte Okklusion zu finden. Das Knirschen in diesem Alter ist daher physiologisch.
Was hilft?
Eine Soforthilfe bietet eine Schutzschiene für die Zähne. Sie blockiert die störenden Zahnkontakte, die den Impuls zum Knirschen und Einschleifen auslösen. Man spricht von einer einfachen „Knirscherschiene“.
Eine wesentliche Weiterentwicklung dagegen ist die individuell angepasste Aufbissschiene mit diagnostischem und therapeutischem Ansatz. Sie basiert auf einem CMD-Therapiekonzept mit dem Ziel, die Fehlkontakte zu analysieren, die Kaumuskulatur zu entspannen sowie die in Mitleidenschaft gezogenen Kiefergelenke wieder in ihre stimmige Position zu führen. Diese Aufbissschienen werden überwiegend nachts getragen, bei Bedarf auch tagsüber.
Die Behandlung mit Aufbissschienen erfolgt idealerweise durch ein erfahrendes Team aus CMD-Zahnärzten und Zahntechnikern. Die Zahnärzte arbeiten als Funktionsdiagnostiker und -therapeuten meist fachübergreifend u.a. mit Orthopäden, HNO-Ärzten und Neurologen sowie Physiotherapeuten oder Osteopathen zusammen, da die Beschwerdesymptomatik in nahezu alle medizinischen Fachbereiche reichen kann.
Ein anderer Weg, den Impuls des Knirschens zu unterbinden, ist die Biofeedback-Methode. Hier misst eine Sonde die Muskelspannung am Kauapparat. Sobald sie überhandnimmt, warnt ein akustisches Signal, so dass man die Anspannung bewusst verringern kann. Vor Anwendung muss allerdings eindeutig geklärt sein, wo die Ursachen für das Knirschen liegen.
Wenn anhaltender Stress eine wesentliche Rolle für das „Bruxen“ spielt, brauchen betroffene Patienten zusätzlich einen veränderten Umgang mit Belastungen. Das können Entspannungsübungen, Meditation oder Autogenes Training sein. Bei großer seelischer Belastung kann ein psychotherapeutischer Blick von außen helfen, um schädigende Verhaltensmuster zu durchbrechen.
Zähneknirschen und CMD
Hat sich der „Knirscher“ eine „behelfsmäßige“ und damit gestörte Okklusion geschaffen, so kann sich diese schädlich auf die Kiefergelenke auswirken. Sie sind nicht mehr in ihrer ursprünglichen, zentrischen Position. Besonders bei größeren Kieferbewegungen werden sie überbeansprucht. In der Folge kann es zu Kiefergelenkknacken oder Kiefergelenkschmerzen kommen.
Auch die Kaumuskulatur ist von dieser gestörten Okklusion in Mitleidenschaft gezogen. Daraus können Spannungsschmerzen im Gesicht, am Kopf oder an den Schultern bis in den Rücken entstehen. Diese systemischen Beschwerden sind unter dem Begriff CranioMandibuläre Dysfunktionen (CMD) zusammengefasst, gebildet nach den lateinischen Begriffen Cranium für Schädel und Mandibula für Unterkiefer.
Wie bei anderen Krankheiten ist es auch bei CMD wichtig, hinter Symptomen wie Kopfschmerz, Ohrenpfeifen (Tinnitus) oder Nackenschmerz die Ursache zu ermitteln und zu behandeln. Ein zahnärztlicher Funktionstherapeut hat dabei immer das erkrankte Kiefergelenk im Blick. Sein therapeutisches Ziel muss sein, die richtige zentrische Position dauerhaft zu erreichen. Auch die durch das Knirschen entstandenen Schäden sollte er beheben, bis der Patient die richtige, nämlich die zentrische Okklusion hat.
Um welche Dimensionen es sich bei CMD handelt, veranschaulichen die Zahlen verschiedener Studien:
- 4,7 Mio Bürger leiden an Spannungskopfschmerz
- 28,7 Mio Bürger leiden an Nacken-, Rücken- und
Schulterschmerzen und
- 8,3 Mio Bürger an Migräne.
- 3,7 Mio Bürger leiden an Tinnitus,
jährlich kommen ca. 350.000 hinzu
- 3,2 Mio leiden an Schwindel,
- 230.000 mit schwersten
Schmerzattacken im Gesicht
- 18,9 Mio Bürger knirschen oder pressen nachts mit den Zähnen und
zerstören so ihre Zahnsubstanz.
Sind Sie auch betroffen?
Der CMD-Fragebogen kann erste Hinweise geben.
Die DROS®-Schienetherapie
Auch beim DROS®-Therapiekonzept arbeitet der Zahnarzt mit einer Aufbissschiene, der DROS®-Schiene für den Oberkiefer. Die Behandlung mit dieser Okklusionsschiene diagnostiziert die Fehlkontakte der Zähne, entspannt die Kaumuskulatur und erreicht eine physiologische zentrische Kiefergelenkposition. Das Therapiekonzept steht im Mittelpunkt eines bundesweiten Netzwerks von Funktionsdiagnostikern, den DROS®-Therapeuten, als Mitglieder der Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA).
Mehr erfahren zum DROS®-Konzept.